Jacques Rivière
Der Deutsche
Erinnerungen und Betrachtungen eines Kriegsgefangenen

Seit seinem Erscheinen ein Inbegriff des französischen Blicks auf den Nachbarn, tiefschürfend und geistvoll ablehnend: 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges gibt es nun die erste deutsche Übersetzung dieses psychologischen Porträts des deutschen Charakters aus der Feder eines der bedeutendsten Intellektuellen Frankreichs vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Jacques Rivière, eine fast mythische Figur der französischen Kultur, machte unter anderem Marcel Proust berühmt und die Nouvelle Revue Française zur bedeutendsten Zeitschrift Frankreichs. Sein Tagebuch aus der Kriegsgefangenschaft in Deutschland von 1914 bis 1917 wurde zur Grundlage seiner nun erstmals auf Deutsch vorliegenden Analyse L’Allemand: deutsche Typen, deutsches Benehmen, deutsches Denken und deutsche Unheimlichkeiten, gesehen mit den Augen eines ebenso klugen wie emotionalen Beobachters. Seit dem Erscheinen 1918 prägte L’Allemand in Frankreich intensiv das Bild vom Menschen jenseits des Rheins. Aber die scharfe, kontrastierende antideutsche Studie zielte keineswegs auf irrationalen Hass; für Rivière gab es nur eine Konsequenz: den notwendigen deutsch-französischen Dialog.

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Daniele Raffaele Gambone.

208 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 19,90, (A) € 20,50, sFr 26,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-12-0

Pressestimmen

Die „Lektüre lohnt sich. Denn der tosende Zorn hat Rivière auch hellsichtig gemacht. Und so wechseln sich wutgetrübte Meinungen ab mit glaskaltem Erkunden und einem gnadenlosen Erkennen des fundamentalistischen Deutschseins jener Zeit.“ – Gabriele von Arnim, Zeit – Literaturbeilage

„Es war hohe Zeit, dass Jacques Rivières für uns alles andere als bequeme Erinnerungen und Betrachtungen Der Deutsche endlich auf Deutsch erschienen sind.“ – Ernst-Jürgen Walberg, Gegen Vergessen – für Demokratie

Rivière, Jacques
© Sammlung Alain Rivière

Jacques Rivière (1886–1925) gehörte mit seinem Freund und Schwager Henri Alain-Fournier zu den Wegbereitern der Moderne in Frankreich. Seit 1912 war er Redakteur der drei Jahre zuvor gegründeten Nouvelle Revue Française, nach dem Krieg brachte er sie von 1919 an zu neuem Glanz. Ohne sich grundlegend von seiner sehr kritischen Studie Der Deutsche von 1918 distanzieren zu müssen, widmete er sich Anfang der zwanziger Jahre der deutsch-französischen Aussöhnung. Rivière wurde besonders als Essayist sehr geschätzt.