Sling (Paul Schlesinger)
Der Mensch, der schießt
Berichte aus dem Gerichtssaal

Kleine Sünden, schwere Verbrechen: Die ganze Gesellschaft der zwanziger Jahre trifft sich vor Gericht – humorvoll und einfühlend beschrieben vom Begründer der modernen Gerichtsreportage in Deutschland. 

Warum hat die Gräfin Bothmer all diese kleinen Diebstähle begangen? Ist der Archivdieb Dr. Hauck ein Dokumentenfetischist? Hat Sanitätsrat Boehme alle seine Ehefrauen umgebracht? Und durfte Frau Huhn Frau Knill eine Ohrfeige geben wegen der Behauptung, sie habe etwas mit ihrem Gatten Herrn Knill? Von der Verleumdungsklage unter Nachbarn, dem Erbschaftsstreit im Hochadel, über Glücksspielbetrug, Meineidsverfahren, aufgedeckte Korruption sowie geniale Fälschungen bis hin zum Verdacht auf Gattinnenmord, zu erschossenen Söhnen, tödlichen Eifersuchtsdramen und müden Richtern: Die Gerichtsreportagen von Sling führen mitten hinein in das Leben, wie es sich vor den Schranken der Gerichte sammelt, mitten hinein in die Welt der zwanziger Jahre. Das Kürzel „Sling“ stand dabei für eine neuartige Berichterstattung, die geprägt war von einem menschenfreundlichen Humor und ihren Urheber zu einem der berühmtesten Journalisten der Weimarer Republik und zum Vorbild für viele nach ihm machte. Hans Holzhaider, als Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung ein „Nachfahre“ Slings, trägt das Nachwort bei.

Herausgegeben von Axel von Ernst.
Mit einem Nachwort von Hans Holzhaider.

400 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 24,90, (A) € 25,60, sFr 32,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-27-4

Pressestimmen

„Sein Schreiben sicherte die Spuren des Lebens, auch wenn es um Morde ging: Die Gerichtsreportagen von Paul Schlesinger schufen eine eigene Gattung. … In wenigen Worten erscheint hier ein ganzes Panorama aus Empathie, Humor, Spannung und Tragik.“ – Klaus Ungerer, Die Welt

„Dass nun eine Sammlung herauskommt, die alle bisherigen Ausgaben an Umfang übertrifft, ist ein Glücksfall.“ – Christian Schröder, Tagesspiegel

„Ein großer Theoretiker ist Schlesinger nicht gewesen. Sein Metier war die Seelenlesekunst. Wo er sie übt, sind seine Texte heute noch so frisch wie vor neunzig Jahren.“ – Michael Pawlik, Frankfurter Allgemeinen Zeitung

„Das Krimi-Buch des Jahres 2013.“ – Thomas Böhm im Gespräch mit Moderatorin Lydia Herms, Radioeins vom RBB, Die Literaturagenten

 


Foto: Anonym / Wikimedia Commons

Paul Felix Schlesinger, geboren 1878 in Berlin, wurde erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt berühmt. Nach Kaufmannslehre und Studium gehörte er der Münchener Künstlerboheme an und trat bei den Elf Scharfrichtern, dem ersten politischen Kabarett Deutschlands, auf. Texte von ihm erschienen u. a. in der Schaubühne und im Simplicissimus. 1920 erfand er sich unter dem Kürzel „Sling“ neu und wurde als Gerichtsreporter zu einem der einflussreichsten Publizisten der Zeit. Sein früher Tod 1928 führte zu einer Welle der Anteilnahme.