Schriftenreihe der Kunststiftung NRW

Julio Cortázar
Die Katzen / Los gatos
Erzählung
Zweisprachige Ausgabe

Eine literarische Entdeckung: die frühe Erzählung Die Katzen  /  Los gatos aus dem Nachlass Julio Cortázars erstmals auf Deutsch. Der Meister der Andeutung erzählt in seinem 1948 entstandenen Text eine flirrende Beziehungsgeschichte zwischen Jugendlichen.

Buenos Aires in den 1940er Jahren. Marta und Carlos María, Cousine und Cousin, wachsen zusammen wie Geschwister in der Familie Hilaire auf. Wilde Kinderspiele auf dem weitläufigen Besitz wandeln sich im Lauf der Zeit zu anspruchsvollerem Zeitvertreib. Das Älterwerden bringt ein neues, irritierendes Interesse aneinander mit sich. Die Jahre vergehen, aus kindlichen und pubertären Neckereien entsteht ein verbotenes erotisches Spannungsfeld der Anziehung und Abstoßung. Als Rolando in Martas und Carlos Marías vertrauten Kosmos eindringt, scheinen sich die Beziehungen schmerzhaft zu klären. Carlos María ist zerrissen zwischen Eifersucht und heroischem Verzicht – bis ein rätselhafter Brief seines Vaters ihn auf die Spur eines Familiengeheimnisses bringt.

Aus dem Spanischen und mit einem Nachwort von Henriette Terpe und Frank Henseleit

Die Übersetzung
Die gemeinsame Übertragung von Los gatos ins Deutsche ist im Rahmen des Übersetzungsschwerpunktes der Kunststiftung NRW als Mentoringprojekt entstanden: Henriette Terpe, Jahrgang 1989, hat ein Physikstudium abgeschlossen und sich dann der Romanistik zugewandt. Mit einem Auszug aus Cortázars Los gatos nahm sie 2015 am Stilseminar für Übersetzer im EÜK-Straelen teil. Frank Henseleit, Jahrgang 1964, ist Herausgeber und Übersetzer für spanische und portugiesische Literatur, er übersetzte Fernando Pessoa, Mário de Sá-Carneiro, Jorge Luis Borges und andere.

Schriftenreihe der Kunststiftung NRW
Literatur, Band 11
Herausgegeben von der Kunststiftung NRW

128 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
14 × 20 cm
(D) € 18,00, (A) € 18,50, sFr 23,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-70-0 

Pressestimmen

„Ein Coming-of-Age-Buch, wie es heute heißen würde – und doch flirrt und knistert es auf jeder Seite, sind die Beschreibungen von hinreißender Plastizität, stehen die Figuren mit wenigen, sicheren Strichen da … An solchen Geschichten spürt man, warum man überhaupt liest.“ – Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Leicht und humorvoll mit einer elegant-poetischen Sprache … Cortázar  weiß den Geschlechtertanz mir geradezu filmisch wirkenden Beschreibungen einzufangen  … Ein Buch wie ein Tango an einem warmen Sommerabend.“ – Marcela Drumm, WDR 5

„Es ist eine sehr schöne Erzählung … eine sehr zugängliche Geschichte … eine raffinierte, flirrende Atmosphäre, die Cortázar da aufbaut … eine Dichte, die einen sehr sehr in den Bann zieht.“ – Katharina Döbler, Kulturradio rbb

„Die Erzählung ist nicht nur eine heitere, meisterhaft geschriebene Entdeckung. Sondern gleichzeitig ein ambitioniertes Übersetzungsprojekt. Das Ergebnis: eine überwiegend herausragende Übertragung von Cortázars eleganter, anspielungsreicher Sprache ins Deutsche.“ – Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur

Eine „kleine Sensation. Denn, so fragt man sich sofort, warum hat Cortázar diese großartige Novelle nicht zu Lebzeiten in einem seiner zahlreichen Erzählbände untergebracht?“ – Tobias Eisermann, WDR 3

„Julio Cortázar erzählt in dieser 1948 entstandenen Novelle nicht nur von den Irritationen des Heranwachsens, er schreibt nicht nur eine bezaubernd angedeutete Liebesgeschichte, er verwandelt die auch ihm persönlich vertraute, verbotene Liebe zu einer Schwester in eine literarische Kostbarkeit“ – Harald Loch, Neues Deutschland

„Um einen der frühen Texte des Autors kennenzulernen, in dem dieser bereits die Risse in unseren Gewissheiten aufzeigt, ist der Fund dieser Erzählung in jedem Fall eine große Bereicherung und zeigt uns erneut, wie gekonnt Cortázar mit den unzähligen Möglichkeiten zu spielen versteht, die die Realität für jeden von uns bereithält.“ – Jana Fuchs, literaturkritik.de

„In Die Katzen behandelt Cortázar die Themen des Erwachsenwerdens und des verbotenen Begehrens. Auf fesselnde Weise schildert er die Zerrissenheit zweier junger Menschen zwischen ihren Gefühlen und den Tabus ihrer Umgebung.“ – Lyudmila Vaseva, Lateinamerika Nachrichten

Cortázar_Julio
© Sara Facio

Julio Cortázar, 1914 als Sohn eines argentinischen Diplomaten in Brüssel geboren, lebte ab 1918 mit seiner Schwester und der Mutter in einem Vorort von Buenos Aires. Mitte der 1940er Jahre wurde er Professor für französische Literatur in Mendoza, emigrierte aber 1951 in Opposition zum Regime Juan Peróns nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod lebte. Ab 1952 arbeitete er für die UNESCO als Übersetzer, zudem übertrug er unter anderem Robinson Crusoe und die Erzählungen Edgar Allan Poes ins Spanische; der Einfluss Poes ist auch bei seinem eigenen Werk spürbar. Julio Cortázar starb 1984 in Paris. Er gilt als einer der großen lateinamerikanischen Autoren auf der Grenze zwischen Realismus und Phantastik.