Oswald Spengler
Ich beneide jeden, der lebt
Die Aufzeichnungen Eis heauton aus dem Nachlass

Die persönlichen Notizen vom Autor des Untergangs des Abendlandes: Radikal ehrlich, überheblich, tragisch. Selten gewinnt man solche intimen Einblicke in die Hintergründe totalitären Denkens.

Die Thesen seines Hauptwerkes, vor allem über das Werden und Vergehen von Kulturen und der entsprechende Vergleich des „Untergangs“ alter Zivilisationen mit der Entwicklung des Abendlandes, frappierten seine Zeitgenossen und prägten jahrzehntelang Dichtung und Philosophie. Thomas Mann, Robert Musil, Hermann Hesse, Martin Heidegger, Theodor W. Adorno und viele andere beschäftigten sich kritisch mit dem Untergang des Abendlandes, und in der aktuellen Diskussion um die USA als modernem Rom erleben Spenglers Ideen auch heute wieder eine Renaissance. Von Anfang an aber reizte und reizt sein herrischer Ton und seine zur Schau gestellte Kaltblütigkeit, sein deutschnationaler Aristokratismus und sein Schwärmen für Machtmenschen. Spenglers persönliche Aufzeichnungen, von ihm in Anlehnung an Kaiser Marc Aurel Eis heauton überschrieben und auf losen Zetteln notiert, zeigen dagegen einen anderen Menschen, voller Einsamkeit, Frauenangst, Depression und Menschenekel – und offenbaren damit das traurige Geheimnis eines geistigen Amoklaufs.

Mit einem Nachwort von Gilbert Merlio.

144 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 17,90, (A) € 18,40, sFr 23,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-02-1

Pressestimmen 

„Bedrückende Einblicke in Spenglers Seelenzustand.“ – N.N., Spiegel Special

„Die Edition ist vorzüglich gelungen. Der Spenglerforscher Gilbert Merlio liefert mit seinem klugen Nachwort eine lesenswerte Einführung in Spenglers Denken.“ – Oliver Hilmes, Die Welt

„Die Notizen bieten einen unmittelbareren Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des Kulturpessimisten Spengler, als eine rhetorisch aufpolierte Autobiographie es könnte.“ – Thomas Keul, Volltext

Spengler gibt „ein verblüffend genaues Bild von der Zerrissenheit seiner Existenz. Wohl selten bei einem derart wirkungsmächtigen Publizisten lagen Größenwahn und Jämmerlichkeit so nah beieinander.“ – Jürgen Busche, Süddeutsche Zeitung

„Plötzlich enthüllt sich der hartgesottene Weltensammler … als Stubenhocker, kleine Seele, angstgebeutelt, die sich umsonst nach Diskussionen mit ebenbürtigen Seelen sehnt … salopp in heutiges Lamento übersetzt: Kein Schwein ruft mich an; keine Sau interessiert sich für mich.“ – Ulrich Holbein, Frankfurter Rundschau

Spengler, Oswald

Oswald Spengler (1880–1936) lebte nach der Aufgabe seines Lehrerberufes zurückgezogen in München. Seit 1911 schrieb er am Untergang des Abendlandes, der ihn weltberühmt machte. Er verfasste stark deutschnational orientierte politische Aufsätze und weitere geschichtsphilosophische Werke. In Deutschland wird Spengler als geistiger Vorbereiter des Nationalsozialismus betrachtet, im Ausland standen oft seine geschichtsphilosophischen Ideen im Vordergrund und werden zunehmend wieder diskutiert.