Ines Geipel, Joachim Walther
Gesperrte Ablage
Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945–1989
Jetzt wieder lieferbar und ergänzt: Über vierzig Jahre Literaturgeschichte, die nicht stattfinden sollte, die unterdrückt und auch nach 1989 kaum in den Blick genommen wurde. In Essays chronologisch und anhand eindrücklicher Schicksale erzählt.
Der DDR-Diktatur ist es gelungen, auch nach ihrem Untergang das öffentliche Gedächtnis im Hinblick auf die Geschichte des literarischen Schaffens zu beeinflussen. Das bekannte Bild, das zu DDR-Zeiten vorherrschte, war das von den „staatstragenden“ Künstlern und deren „Kontrapunkten“, den kritischen, aber trotzdem loyalen Autorinnen und Autoren, die oft auch im Westen berühmt wurden. Ein sehr geschöntes Bild, denn in Wahrheit ist dies nur der zugelassene Teil der Literaturgeschichte – bestimmte Stoffe und Ästhetiken, ja, alles wirklich Nonkonforme, Experimentelle, Widerständige wurde konsequent behindert, unterdrückt, verfolgt, verschwiegen, abgelegt und weggesperrt. Ines Geipel und Joachim Walther erzählen detail- und kenntnisreich von dieser Seite des literarischen Lebens, wo Menschen trotz lebensgefährlicher Konsequenzen für die Freiheit des Wortes einstanden. In der Neuauflage erweitert um ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der Unveröffentlichten und ihrer Werke nach 1989.
456 Seiten
zahlreiche Abbildungen
gebunden mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 24,90, (A) € 25,60, sFr 32,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-50-2
Pressestimmen
„Es gehört zu den besonderen Verdiensten dieser Publikation, dass sie sowohl die Herrschaftsstrategien der ‚Einheitspartei‘ als auch die individuellen Auswirkungen des geistigen Terrors darlegt. … Möglicherweise beeinflusst ihre Auswertung den noch nicht abgeschlossenen Kanon deutscher Literatur im 20. Jahrhundert.“ – Wolfgang Schlott, www.editiondaslabor.de
„Man kann … nun nicht mehr nicht wissen, wie schlimm, wie eng es war und werden konnte in der DDR gerade für Menschen, die sich zum literarischen Schreiben gerufen fühlen.“ – Matthias Rürup, www.fixpoetry.com
„Das flüssig geschriebene Buch verwandelt das Archiv in eine hochinteressante Narration und eröffnet eine aktuelle, sehr reflektierte und differenzierende Perspektive auf die Literaturgeschichte der DDR, die zu einem tieferen Verständnis auch der Lebenswirklichkeiten in der DDR beiträgt. Dank der im Anhang zusammengestellten Materialien, vor allem den Biografien der verdrängten Autoren, kann das Buch als Referenzwerk zu diesem Thema gelten und ist sowohl aus literatur- wie zeitgeschichtlicher Sicht sehr relevant.“ – Ben Kaden, ekz.bibliotheksservice
Ines Geipel, geboren 1960 in Dresden, war Sprintweltrekordlerin, beendete 1985 aus politischen Gründen ihre Sportkarriere und flüchtete 1989 in die Bundesrepublik. Seit 1996 arbeitet sie als Schriftstellerin und Publizistin. Seit 2001 ist sie Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Gemeinsam mit Joachim Walther begründete sie das Archiv unterdrückter Literatur in der DDR. Sie veröffentlichte Romane und Lyrik, aber auch intensiv diskutierte Sachbücher über Ostdeutschland. 2022 kommt ihr neues Buch Schöner Neuer Himmel. Aus dem Militärlabor des Ostens heraus. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Lessing-Preis für Kritik (2020) und dem Marieluise-Fleißer-Preis (2021).
Joachim Walther (1943–2020) wurde in Chemnitz geboren und arbeitete 1968–1983 als Lektor, Herausgeber und Redakteur, sah sich aber ab 1983 aus politischen Gründen gezwungen, als freier Schriftsteller zu leben. Von ihm erschienen u. a. Romane (zuletzt Himmelsbrück, 2009), Erzählungen und Hörspiele. Seine Studie Sicherungsbereich Literatur – Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik (1995) wurde zum Standardwerk. Zusammen mit Ines Geipel gab er bei der Büchergilde Gutenberg in der Reihe „Die Verschwiegene Bibliothek“ Werke ostdeutscher Autorinnen und Autoren heraus.