Wilhelm Speyer
Das Glück der Andernachs
Roman
Berlin 1887: Der alte Ephraim Andernach ahnt Böses für die Zukunft, die restliche Familie hat andere Sorgen, die z. B. mit Sehnsucht, Anpassung oder Sex zu tun haben. Wilhelm Speyers so ironischer wie berührender Roman von 1947 zeigt den großen Erzähler in seiner ganzen Kraft.
Für die jüdische Familie hinter der erfolgreichen Berliner Militäreffektenhandlung Trier-Andernach wird 1887 privat zu einem besonderen Jahr: Als am Neujahrstag bekannt wird, dass sich die junge Lotte Andernach mit ihrem Jugendfreund Ferdinand Rauch verloben möchte, wird ihrem Großvater mulmig bei dem Gedanken an diese jüdisch-christliche Verbindung. Alle halten seine Bedenken für unsinnig, aber Lotte und Ferdinand gehen trotzdem probeweise auseinander – wer weiß, ob es nicht verlockende andere Möglichkeiten gibt? –, während hinter der restlichen Familienfassade Verbindungen existieren und entstehen, die gelinde gesagt etwas überraschend sind.
Politisch ist das Jahr 1887 das Jahr davor, in dem es noch so scheint, als würde sich alles in liberalen Formen weiterentwickeln. Im Folgejahr aber wird Wilhelm II. zum Kaiser, und Deutschland geht weiter auf einem anderen Weg.
Wilhelm Speyers opulenter im Exil entstandener Roman ist das wohl humorvollste und ergreifendste Porträt dieser Zeit und ihrer Menschen, ein äußerst lebensvolles und facettenreiches Gesellschaftsbild, in dem auch schon die politische Zukunft und der aufkeimende Antisemitismus ihre Schatten werfen.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Till Greite
ca. 600 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 28,00, (A) € 28,80, sFr 36,50 (UVP)
ISBN 978-3-940357-82-3
Auch als E-Book erhältlich
Erscheinungstermin: April 2025
Stimmen zum Buch
„Dieser Roman … ist genau das, was man ein Meisterwerk nennt … Es ist da eine Kundigkeit im Historischen und Gesellschaftlichen, ein Blick für soziale Typen nebst der Fähigkeit, sie reden und wandeln zu lassen … höchst selten das alles, höchst wohltuend, gewinnend und in bedeutendem Sinne unterhaltend.“ – Thomas Mann
„Ein Nachfahre Fontanes.“ – Ludwig Marcuse
„Sein bestes Werk.“ – Alfred Döblin
„Was ich an Speyers Werk zu bewundern habe, ist etwa dies: Erstens ist es eine innige und sehnsuchtsvolle Schattenbeschwörung … Zweitens schildert das Buch mit größter Präzision und auf Grund vieljähriger genauester Einzelstudien die Zeit … Drittens, und das ist das zentrale Problem des Buches, wird der Beginn des deutschen Antisemitismus geschildert, sehr genau und richtig …“ – Hermann Hesse
Wilhelm Speyer wurde am 21. Februar 1887 in Berlin in die Familie der Militäreffektenhandlung Mohr & Speyer hineingeboren. Nach Gymnasium, Landerziehungsheim Haubinda, Abitur, „falscher Studienwahl“ (Jura, nicht abgeschlossen), ersten Veröffentlichungen vor 1914 und Dienst als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg wurde er in den zwanziger und dreißiger Jahren schließlich zu einem bekannten Autor von beliebten Jugendbüchern, Romanen und auch Komödien, die er zum Teil zusammen mit Walter Benjamin verfasste. 1933 ging er ins Exil, zunächst in die Schweiz, nach Österreich, dann nach Frankreich und schließlich 1941 mit einem Einjahresvertrag als Drehbuchschreiber für MGM in die USA. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Am 1. Dezember 1952 starb er in Riehen bei Basel.