Hugo von Kupffer
Reporterstreifzüge
Die ersten modernen Reportagen aus Berlin

Hingehen, hinsehen, nachfragen und die Fakten berichten: Hugo von Kupffer war der erste echte Reporter Deutschlands, der Prototyp des modernen Journalisten. In ihrer klaren, unabhängigen Art sind seine erfolgreichen Reportagen noch heute spannende Blicke in die menschliche Vielfalt der Großstadt.

Hugo von Kupffers Berichte, die ab 1886 im Berliner Lokal-Anzeiger erschienen sind, waren völlig neuen Typs: persönlich recherchiert, faktenbasiert, vorurteilslos und nah am Wunsch der Lesenden nach Hintergrundwissen über ihre unmittelbare Umgebung. Nach dem Vorbild der amerikanischen Presse, die er aus eigener Erfahrung sehr gut kannte, machte von Kupffer sich auf den Weg durch die Stadt, beobachtete, führte Interviews und schrieb ohne Sensationslust, sondern vielmehr mit menschlichem Verständnis über die gefundenen Tatsachen: die Arbeitswelt der Kellner, vor Gericht gebrachte Prostituierte, Besuche beim Scharfrichter, die letzten Minuten eines zum Tode Verurteilten oder auch die humoristische Seltsamkeit mancher Berliner Schilder – die Themen sind vielfältig, und was Hugo von Kupffer berichtet, das berührt, trifft oder amüsiert immer noch und führt mit einem großen Reichtum an Informationen ganz dicht an eine scheinbar ferne Zeit heran.

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Fabian Mauch.

272 Seiten
Halbleinen, Fadenheftung, Leseband
12,5 × 20,5 cm
(D) € 22,00, (A) € 22,60, sFr 29,00 (UVP)
ISBN 978-3-940357-74-8

Auch als E-Book erhältlich

Pressestimmen

„Das ist wirklich mal eine Wiederentdeckung! … Für eine Archäologie der Metropole (Berlin) sind diese Texte unverzichtbar, zeigen sie doch die Ursprünge der modernen Infrastruktur in ihrer Vielfalt. Wir begreifen, wie wenig selbstverständlich das war, was wir heute als selbstverständlich hinnehmen oder einklagen.“ – Erhard Schütz, Der Tagesspiegel

„Sein ironisch-satirischer Blick (an Tucholsky erinnernd!) hinter die ,Coulissen‘ ist ungewöhnlich. … Hugo von Kupffers mit stilsicherer Feder niedergeschriebene ,Reporterstreifzüge‘ bieten eine Fülle von abwechslungsreichen Momentaufnahmen aus dem pulsierenden Stadtleben Berlins und gelten somit gerade heute als Geschichtsquelle. Die vorliegende Edition ist ein erzählerisches Glanzstück und deshalb auch kurzweilig lesbar. Fabelhaft!“ – Mathias C. Tank, Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins

„Präzise und ,objektiv‘ beobachtend, treffsicher, mitunter scharfzüngig, prangerte er soziale Missstände und politische Begebenheiten an, porträtierte auch etliche Akteure als Exempel für gesellschaftliche Umstände … in seinen ,Reporterstreifzügen‘ …, die nun der Stuttgarter Literaturwissenschaftler Fabian Mauch, sorgfältig ediert, ergänzt und kommentiert, erneut herausbringt.“ – Hans-Dieter Kübler, EKZ-Bibliotheksservice

„Die Reportagen von Hugo von Kupffer erlauben einen beeindruckenden Einblick in die Gräben und Kanten des frühen Grossstadtlebens, die weit über ihren zeitgenössischen Bezug hinaus Bedeutung haben.“ – Nick Lüthi, www.bookgazette.xyz

„Gerade der Blick auf das seinerzeit Alltägliche macht die Eindrücke äußerst lesenswert … Gleichzeitig öffnet das Buch die Augen dafür, wie wertvoll die Reportage als Spiegel ihrer Zeit war und bleibt“. – Dennis Grabowsky, Der Tagesspiegel

„Da seine Texte literarischen Ansprüchen nicht genügen, so von Kupffer ein bisschen kokett, könnten sie ,allenfalls einen kulturhistorischen Wert in Anspruch‘ nehmen. Das ist spätestens heute, rund 130 Jahre später, der Fall. Nebenbei ist es auch eine Art praktischer Geschichtsunterricht. Und noch unterhaltsam. Was will man mehr?“ – Gregor Keuschnig, www.glanzundelend.de

„Hugo von Kupffers Reportagen stecken ähnlich wie die Glanzleistungen bildungsferner Schildermaler und ihrer Auftraggeber voller Überraschungen. Sie erlauben nicht nur einen Einblick in damalige Ansichten, sondern auch ein Verständnis für den Verlauf einer gesellschaftlichen Entwicklung.“ – Sabine Bovenkerk-Müller, www.schreiblust-leselust.de

„Er selbst bescheinigte seinen Reportagen ,kulturhistorischen Wert‘ – und dass dieser Wert Bestand hat und die Texte auch heute noch eine hochinteressante Lektüre sind, beweist die mit einem guten, informativen Nachwort von Herausgeber Fabian Mauch versehene Neuauflage.“ – Barbara Denscher, www.flaneurin.at

Hugo von Kupffer wurde 1853 als Sohn eines baltendeutschen Wissenschaftlers in Sankt Petersburg geboren. Er arbeitete bei der Küstenvermessung in Florida, bevor er von 1875 bis 1878 nach New York ging, wo er in verschiedenen großen Nachrichtenagenturen und dann vor allem beim New York Herald, dem damals bedeutendsten und innovativsten Blatt der USA, Handwerk und Selbstverständnis eines modernen Journalismus erlebte und erlernte. Ab 1883 führte er gemeinsam mit dem Verleger August Scherl den neu gegründeten Berliner Lokal-Anzeiger zu größtem Erfolg, indem neue amerikanische Pressestandards auf die boomende Hauptstadt Berlin angewendet wurden. Von Kupffer blieb 45 Jahre lang Chefredakteur des Massenblattes. Er starb 1928.